Die Länderstudie von Credendo

Credendos Mission ist die Unterstützung von Handelsbeziehungen. Credendo bietet maßgeschneiderte Versicherungs-, Rückversicherungs-, Garantie-, Bürgschafts- und Finanzierungslösungen für nationale und internationale Handelsgeschäfte oder Investitionen im Ausland. Credendo schützt Unternehmen, Banken und Versicherungsgesellschaften vor Kreditrisiken sowie politischen Risiken und unterstützt die Finanzierung ihrer Geschäfte.

Hierzu ist eine eingehende quantitative und qualitative Bewertung dieser Risiken von entscheidender Bedeutung. Das Ergebnis einer solchen Analyse bildet für jedes Land sowie für die verschiedenen Arten der versicherten Geschäfte die Grundlage für Preisbildung, Kreditlimits und, sofern erforderlich, Sonderbedingungen für die Deckungszusage.

  1. Handelsgeschäfte oder handelsbezogene Geschäfte
    1. Bewertung politischer und ähnlicher Risiken
    2. Geschäftsumfeldrisiko
  2. Investitionen im Ausland
    1. Bewertung des Risikos politischer Gewalt
    2. Bewertung des Enteignungsrisikos
    3. Bewertung des Risikos von Währungsinkonvertibilität und Beschränkungen für Geldtransfers
 

1. HANDELSGESCHÄFTE ODER HANDELSBEZOGENE GESCHÄFTE

Für die unterschiedlichen Geschäfte, die von Credendo versichert werden, wie z. B. Vertrieb von Waren oder Erbringung von Dienstleistungen auf nationaler und internationaler Ebene, Konsignationsverträge, Vorfinanzierung, Garantien usw., berücksichtigt Credendo sämtliche Schadensursachen: Zahlungsausfall des Abnehmers sowie politische und ähnliche Ereignisse.

 

1.a. Bewertung politischer und ähnlicher risiken

Politische und ähnliche Ereignisse umfassen alle eintretenden Ereignisse, die aus Sicht des Versicherungsnehmers oder Abnehmers/Verpflichteten höhere Gewalt darstellen, wie z. B. Devisenmangel, politische Unruhen wie Kriege, Revolutionen oder Aufstände sowie Naturkatastrophen und Staatswillkür. Alle Länder werden je nach Intensität der aufgrund von politischen und ähnlichen Ereignissen eintretenden Risiken in sieben Kategorien eingestuft (von 1 bis 7). In Kategorie 1 befinden sich die Länder, für die das Risiko am niedrigsten ist, während die Länder in Kategorie 7 das höchste Risiko aufgrund von politischen und ähnlichen Ereignissen aufweisen. Die Einstufungen werden regelmäßig überprüft und eine Umstufung ist jederzeit möglich.

 
Kurzfristig:

Die Einstufung des kurzfristigen politischen Risikos ist Ausdruck der Wahrscheinlichkeit von politischen und ähnlichen Risiken für grenzüberschreitende Geschäfte mit einem Risikohorizont von bis zu einem Jahr. Zur Bewertung dieses Risikos verwendet Credendo ein quantitatives Modell, das sich insbesondere auf die Entwicklung der Liquiditätslage in den Ländern der Abnehmer/Verpflichteten konzentriert. Ziel ist es, für ein Land die Fähigkeit einzuschätzen, seinen kurzfristigen Zahlungsverpflichtungen nachzukommen. Jede Verschlechterung oder Verbesserung der Lage der Abnehmerländer wird genauestens überwacht. Aus diesem Grund basiert das Modell auf einer begrenzten Anzahl Indikatoren, die häufige Aktualisierungen ermöglichen und deren Relevanz sich über viele Jahre hinweg bewährt hat. Drei standardmäßige Liquiditätsindikatoren, die bei solchen Modellen gewöhnlich im Mittelpunkt stehen, sind kurzfristige Auslandsverbindlichkeiten, Devisenreserven und Leistungsbilanz. Das Modell umfasst außerdem einen Indikator für Refinanzierungsmöglichkeiten des Landes sowie weitere Angaben, die mit üblichen Wirtschaftsindikatoren nicht erfasst werden. Abschließend werden eine risikoreiche politische Lage (z. B. Krieg oder Embargo) oder andere relevante Faktoren in die Bewertung mit aufgenommen.

 
Mittel-/langfristig:

Die Einstufung des mittel-/langfristigen politischen Risikos ist Ausdruck der Wahrscheinlichkeit von politischen und ähnlichen Risiken für grenzüberschreitende Geschäfte mit einem Risikohorizont von mehr als einem Jahr. Credendo hat ein quantitatives Modell entwickelt, mit dem insbesondere die Zahlungsfähigkeit des Landes gemessen wird. Es verknüpft eine Bewertung der wirtschaftlichen und finanziellen Lage mit einer Bewertung der politischen Lage und einer Zahlungserfahrungsanalyse des betreffenden Landes. Die Bewertung der finanziellen Lage erfolgt auf der Basis der Auslandsverschuldung, für die kritische Werte gemäß ökonometrischen Schätzungen festgelegt wurden. Auch einige Liquiditätskennzahlen, wie zum Beispiel die Devisenreserven, fließen in die Bewertung mit ein. Die Wirtschaftslage eines Landes wird anhand dreier Indikatorengruppen ausgewertet: Indikatoren für die wirtschaftspolitische Leistung, wie z. B. Finanz- und Geldpolitik, Außenhandelsbilanzen und Strukturreformen, Indikatoren für das Wachstumspotenzial eines Landes, wie z. B. Spar- und Investitionsquoten und Wachstumszahlen, sowie Indikatoren, die die Anfälligkeit gegenüber externen Faktoren widerspiegeln, wie z. B. Exportdiversifizierung und Abhängigkeit von ausländischer Hilfe. Risiken in Bezug auf die politische Lage basieren außerdem auf quantifizierten Indikatoren. Die im Modell verwendeten Daten zur Zahlungserfahrung stammen sowohl von Credendo also auch von anderen OECD-Kreditversicherern und spiegeln somit die Erfahrung zu neuen und bestehenden Verpflichtungen und zu im Pariser Club geschlossenen Umschuldungsvereinbarungen wider. Abschließend werden Elemente, die nicht im Modell erfasst werden, in die Bewertung mit aufgenommen.

Bei von Credendo – Export Credit Agency abgesicherten Exportkrediten basiert die Prämienkategorie für politische und ähnliche Risiken bei mittel-/langfristigen Exportkrediten vornehmlich auf der Frage, welche Verpflichtungen sich für Credendo – Export Credit Agency im Rahmen des OECD-Übereinkommens über öffentlich unterstützte Exportkredite ergeben. Die Mindestprämien für die Absicherung von mittel-/langfristigen Länderrisiken werden bei etwa 70 % aller Länder von einer Gruppe aus Länderrisikoexperten festgelegt, die die verschiedenen Exportkreditagenturen vertreten. Credendo hat bei diesen Treffen den Vorsitz und trägt innerhalb der Gruppe die Verantwortung für das Länderrisikomodell. Grundsätzlich übernimmt Credendo – Export Credit Agency die Prämienbewertung der OECD1, doch der Verwaltungsrat kann die Prämie jederzeit höher ansetzen, wenn er das Risiko für höher hält. Credendos Länderbewertung beruht ausschließlich auf der eigenen Prüfung der mittel-/langfristigen politischen und ähnlichen Risiken und die endgültige Entscheidung liegt stets beim Verwaltungsrat von Credendo – Export Credit Agency.

 

1.b. Geschäftsumfeldrisiko

Die Bewertung des Nichtzahlungsrisikos eines Schuldners beruht in erster Linie auf einer individuellen Prüfung des Risikos, das vom Schuldner/Verpflichteten und dem Geschäftsbereich bzw. Land, in dem er tätig ist, ausgeht. Diverse Makrofaktoren, wie eine drastische Währungsabwertung, hohe Realzinsen, eine Wirtschaftsrezession oder weitverbreitete Korruption, haben jedoch Auswirkungen auf das Geschäftsumfeld und beeinträchtigen damit die Zahlungsfähigkeit sämtlicher in einem Land ansässiger Schuldner/Verpflichteten.
 
Das von Credendo verwendete Modell zur Bewertung solcher makroökonomischer Risiken – sog. Geschäftsumfeldrisiken – besteht aus drei Indikatorengruppen:

  • Wirtschaftliche und finanzielle Indikatoren, die aufgrund ihrer Auswirkungen auf Geschäftsergebnisse und -bilanzen alle Unternehmen in einem Land betreffen (z. B. Wechselkursvolatilität, lokale Finanzierungskosten, Konjunkturzyklen, Inflation usw.);
  • Indikatoren, die die Zahlungserfahrung des Landes im Zusammenhang mit einem Zahlungsausfall des Schuldners widerspiegeln;
  • Indikatoren, die den institutionellen Rahmen beeinflussen, in dem lokale Unternehmen tätig sind (z. B. Korruption, Qualität des Rechtssystems).

Das politische Risiko wiederum wird je nach Grad des Geschäftsumfeldrisikos auf einer fein gegliederten Skala in eine von sieben Kategorien eingestuft. Kategorie A beinhaltet Staaten mit dem niedrigsten Geschäftsumfeldrisiko, während Staaten, in denen die Schuldner/Verpflichtete das höchste Nichtzahlungsrisiko aufweisen, in Kategorie G eingestuft werden. Die Einstufungen werden regelmäßig aktualisiert und wenn nötig einer umgehenden Prüfung unterzogen.

 

2. INVESTITIONEN IM AUSLAND

Im Rahmen der Bewertung von Risiken bei Investitionen im Ausland berücksichtigt Credendo außerdem politische und ähnliche Risiken; diese sind (im Sinne der Länderbewertung): Enteignung, Politische Gewalt sowie Währungsinkonvertibilität und Beschränkungen für Geldtransfers.

 

2.a. Bewertung des risikos politischer gewalt

Politische Gewalt umfasst sämtliche Gewalttaten mit einem politischen Hintergrund; der Begriff beinhaltet nicht nur „Krieg“, sondern auch i) „Terrorismus“ (politische, religiöse und ideologische Ziele) sowie ii) Schäden aus politischer Gewalt (auf politische Gewalt zurückzuführende Sachschäden); zur Analyse des Risikos politischer Gewalt werden außerdem verschiedene Arten der Geschäftsunterbrechung infolge von Schäden aus politischer Gewalt hinzugezogen.

Zur Bewertung des Risikos politischer Gewalt beurteilt Credendo die tatsächliche Gewaltrate in einem Land, die externen Konflikte, aber auch das Konfliktpotenzial, das sich aus (schwelenden) inneren und äußeren Spannungen, Frustration und Unzufriedenheit ergibt.

 

2.b. Bewertung des enteignungsrisikos

Das Enteignungsrisiko umfasst alle von einer lokalen Regierung getroffenen diskriminierenden Maßnahmen, die dem Investor den Zugang zu seiner Investition unmöglich machen, ohne dass eine angemessene Ausgleichszahlung erfolgt; zur Analyse des Enteignungsrisikos werden die Faktoren Embargo, Regimewechsel und Änderung des Rechtssystems sowie Rechtsverweigerung in die Bewertung mit aufgenommen.

Zur Bewertung des Enteignungsrisikos beurteilt Credendo nicht nur die Risiken einer Enteignung als solcher, sondern auch das Funktionieren der Rechtsinstitutionen im Gastland sowie die Wahrscheinlichkeit einer Verschlechterung der Haltung gegenüber ausländischen Investitionen.

 

2.c. Bewertung des risikos von währungsinkonvertibilität und beschränkungen für geldtransfers

Bei Währungsinkonvertibilität und Beschränkungen für Geldtransfers können Gelder aus einer Investition nicht umgetauscht oder aus dem Gastland ausgeführt werden.

Die Bewertung des Risikos von Währungsinkonvertibilität und Beschränkungen für Geldtransfers beruht auf denselben Risikofaktoren wie die Bewertung politischer und ähnlicher Risiken für mittel-/langfristige Geschäfte.


 
 

Die Prämienbewertung OECD ist die Ländereinstufung der Teilnehmer am Übereinkommen über öffentlich unterstützte Exportkredite (dem „Übereinkommen“). Sie gehören zu den wichtigsten Akteuren im Rahmen der Regeln zu Mindestprämien für Kreditrisiko. Die Ländereinstufung soll das Risiko eines Landes transparent darstellen. Gemäß der Systematik der Teilnehmer besteht das Länderrisiko aus dem Transfer- und Konvertibilitätsrisiko (d. h. dem Risiko, dass eine Regierung Kapitalverkehrs- oder Devisenkontrollen auferlegt, die die Umwandlung von lokaler in ausländische Währung und/oder den Geldtransfer an Gläubiger außerhalb des Landes verhindern) sowie höhere Gewalt (d. h. Krieg, Enteignung, Revolution, innere Unruhen, Überschwemmungen, Erdbeben). Nähere Angaben zur Prämienbewertung OECD finden Sie auf http://www.oecd.org/tad/xcred/crc.htm