Mexiko: Anhaltende Covid-19-Pandemie und Regierungspolitik belasten Privatwirtschaft

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2020 verzeichnete die mexikanische Wirtschaft einen deutlichen Rückgang von 8,5 %, während in diesem Jahr mit einer schwachen Erholung zu rechnen ist.
  • 2020 verzeichnete die mexikanische Wirtschaft einen deutlichen Rückgang von 8,5 %, während in diesem Jahr mit einer schwachen Erholung zu rechnen ist.
  • Angesichts der Covid-19-Pandemie und der aktuellen Regierungspolitik wird eine Zunahme an Insolvenzen in der Privatwirtschaft erwartet.
  • Die öffentliche Finanzlage hat sich verschlechtert, jedoch in geringerem Maße als in den meisten Staaten Lateinamerikas.
  • Zahlreiche mexikanische Bundesstaaten sind hoch verschuldet und dürften in den kommenden Monaten nur eingeschränkt in der Lage sein, ihren Zahlungsverpflichtungen nachzukommen.
  • Die Länderrisikobewertung bleibt unverändert. 

Zweitgrößte Volkswirtschaft Lateinamerikas stürzte 2020 in tiefe Rezession

Wie die meisten lateinamerikanischen Länder stürzte auch Mexiko im vergangenen Jahr in eine tiefe Rezession, die jüngsten Zahlen des IWF (Januar 2021) prognostizieren für 2020 einen Rückgang in Höhe von 8,5 %. Dies ist ein stärkerer Rückgang als im regionalen Durchschnitt ( -7,4 %), während die gesamte Region im vergangenen Jahr die weltweit schwächste Wirtschaftsleistung aufwies. Ein derart schwaches Wachstum mag überraschen, da sich die Coronapolitik in Mexiko – wie auch in Brasilien – durch vergleichsweise lockere Maßnahmen auszeichnete. Doch neben der anhaltenden Gesundheitskrise und den damit einhergehenden Eindämmungsmaßnahmen hatten auch andere Faktoren deutliche negative Auswirkungen auf die mexikanische Konjunktur. 
So wurden die Regeln für Investoren mehrfach geändert, was zu hoher Unsicherheit und niedrigeren Investitionen in die mexikanische Wirtschaft geführt hat. Niedrigere Investitionen führen im Allgemeinen zu niedrigerem Wirtschaftswachstum. Es können etliche Beispiele genannt werden: verworfene Pläne für einen Flughafen und eine Brauerei, die bereits teilweise fertiggestellt waren, annullierte Stromauktionen, abgeänderte Gaspipelineverträge sowie neue Kennzeichnungsvorschriften für Hersteller verarbeiteter Lebensmittel. Andererseits wird die mexikanische Wirtschaft durch ein Sparprogramm gebremst, da Mexiko dem wirtschaftlichen Abschwung, im Gegensatz zu vielen anderen Staaten, mit einem Sparkurs begegnet.

Für 2021 wird eine schwache Erholung erwartet

Für die kommenden Jahre wird eine im weltweiten Vergleich eher schwache wirtschaftliche Erholung Mexikos prognostiziert, für 2021 wird ein reales BIP-Wachstum von 4,3 % und für 2022 von 2,5 % erwartet. Darüber hinaus wird die Erholung in erster Linie auf die Auswirkungen eines umfangreichen US-Konjunkturpakets zurückzuführen sein, das zu stärkerem Wirtschaftswachstum in den USA und damit zu einem Anstieg mexikanischer Exporte und höheren Rücküberweisungen führen wird. 
Gleichzeitig werden die Aussichten angesichts potenzieller weiterer Covid-19-Wellen von hoher Unsicherheit getrübt. Anfang Januar hatte Mexiko einen rapiden Anstieg neuer Covid-19-Fälle zu verzeichnen, was auf eine zweite Welle hindeutet. Zwar hat das Land sein Impfprogramm relativ früh gestartet (Ende Dezember 2020), doch war es bisher nicht in der Lage, ausreichend Impfstoffe für die gesamte Bevölkerung zu beschaffen. Des Weiteren könnte es in Verbindung mit der Wirksamkeit der Impfstoffe (etwa gegen die sog. brasilianische Variante), der Verfügbarkeit und der Geschwindigkeit der Impfungen in den USA und in Mexiko zu Rückschlägen kommen, die die Wirtschatstätigkeit in den kommenden Monaten beeinträchtigen.

Anstieg von Insolvenzen in der Privatwirtschaft wahrscheinlich

Maßnahmen zur Eindämmung des Covid-19-Ausbruchs, meist in Form von lokal begrenzten Lockdowns und Einschränkungen, bringen zahlreiche Unternehmen in eine prekäre Lage. Hinzu kommt, dass die Regierung in nur sehr begrenztem Maße Hilfen für den Privatsektor bereitstellt. Die von Mexiko zur Bekämpfung der Covid-19-Krise zusätzlich aufgewendeten Ausgaben beliefen sich auf lediglich 0,7 % des BIP, und bestanden in erster Linie aus Darlehen an ärmere Haushalte. Im Vergleich dazu beliefen sich die Ausgaben in Brasilien auf 8 % des BIP, während der Durchschnitt in Schwellenländern bei 4 % des BIP lag. Außerdem trifft die Regierung von Präsident Andrés Manuel López Obrador Entscheidungen, die der Privatwirtschaft zusätzlich schaden: Sie befürwortet eine größere Rolle des Staates in der Wirtschaft und schreckt dabei nicht vor der Abänderung von Verträgen und der Einführung neuer Regeln und Kontrollen zurück. Beispiele dieses politischen Kurses sind etwa eine auf große Unternehmen abzielende Steuererhebungsoffensive, ein geplantes Verbot der Auslagerung von Arbeitsplätzen, sowie eine Anhebung des Mindestlohns um 15 % im Jahr 2021. Aus diesen Gründen dürfte es in den kommenden Monaten in der mexikanischen Privatwirtschaft zu weiteren Insolvenzen und Arbeitsplatzverlusten kommen.

Öffentliche Finanzlage verschlechtert sich – doch nicht so stark wie in den meisten Staaten

Auch die Haushaltslage hat sich durch die Pandemie verschlechtert, allerdings in geringerem Maße als in den meisten Staaten. Die Staatsverschuldung lag Ende 2019 bei moderaten 53,7 % des BIP, und dürfte zum Jahresende 2020 auf etwa 65,5 % des BIP angestiegen sein. Dies ist insbesondere auf den deutlichen Rückgang der Wirtschaftsleistung und die Abwertung des mexikanischen Pesos zurückzuführen, was das mexikanische Haushaltsdefizit 2020 auf 5,8 % des BIP ansteigen ließ. Die Staatsverschuldung dürfte in den kommenden Jahren bei rund 65 % verbleiben, einem erhöhten, aber nicht untragbaren Wert, während für den gleichen Zeitraum mit einem relativ niedrigen Haushaltsdefizit gerechnet wird (-3,4 % des BIP im Jahr 2021). 
Gleichzeitig könnten die Regierungen einiger Bundesstaaten in Zahlungsschwierigkeiten geraten, da die bisher zur Abmilderung der Covid-19-Effekte auf die Privatwirtschaft bereitgestellten Maßnahmen auf Bundesstaatebene getroffen werden. Zahlreiche mexikanische Bundesstaaten sind jedoch hoch verschuldet und dürften in den kommenden Monaten nur sehr eingeschränkt in der Lage sein, ihren Zahlungsverpflichtungen nachzukommen. 

Bewertung des politischen Risikos bleibt unverändert

Das mittel- bis langfristige politische Risiko Mexikos wird seit über zehn Jahren unverändert in Kategorie 3/7 eingestuft. Diese moderate Risikobewertung ergibt sich einerseits aus der moderaten Auslandsverschuldung und Schuldendienstquote, des niedrigen Leistungsbilanzdefizits, der sich verschlechternden, aber immer noch tragfähigen öffentlichen Haushaltslage, und der Diversifizierung der Wirtschaft. Andererseits wird das schwache Wirtschaftswachstum der vergangenen Jahre und die erheblichen ökonomischen Abhängigkeit von den USA in Betracht gezogen. Das kurzfristige politische Risiko wird in Kategorie 2/7 eingestuft, was auf dem adäquaten Niveau der Währungsreserven und der relativ niedrigen kurzfristigen Auslandsverschuldung beruht. Ungeachtet eines herausfordernden globalen Umfelds bleibt der Ausblick für beide Risikobewertungen stabil.

Analystin: Jolyn Debuysscher – j.debuysscher@credendo.com

Facts & figures

Pros

Solide makroökonomische Fundamentaldaten
Bedeutender Produktionssektor
Tragfähige Schuldendynamik
Wirtschaftliche Diversifizierung

Cons

Exposition gegenüber schwankenden Finanzmarktbedingungen
Ölförderung im Abwärtstrend (Nettoimporteur von Brennstoffen)
Korruption und steigende Kriminalität
Kontroverse politische Entscheidungen verschärfen Unsicherheit

Staatsoberhaupt

Präsident Andrés Manuel López Obrador

Bevölkerung

127,6 Millionen (2019)

BNE pro Kopf

9.430 USD

Einkommensgruppe

Hohes mittleres Einkommen

Hauptexportgüter

Industrieerzeugnisse (7 % der gesamten Leistungsbilanzeinnahmen im Jahr 2018), private Transfers (2019: 6,6 %), Öl (2019: 4,7 %) und Tourismus (2018: 4,3 %)

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