Länderrisikobewertungen: Geschäftsrisiko wird durch Geschäftsumfeldrisiko ersetzt
Eine neue, präzisere Risikobewertung: Credendo ersetzt systemisches Geschäftsrisiko durch Geschäftsumfeldrisiko
Für Exportgeschäfte stellt Credendo für jedes Land eine spezifische Bewertung des politischen Risikos und des systemischen Geschäftsrisikos bereit. Die Einstufung nach dem Gesichtspunkt des systemischen Geschäftsrisikos bedeutet, dass Länderrisikofaktoren, die einzig das Ausfallrisiko des Schuldners betreffen, differenziert werden können, während politische Risiken außen vor bleiben. Bisher wurden Länder dabei auf einer Skala von A bis C bewertet. Die im Laufe der Zeit gewonnene Erfahrung zeigt jedoch, das eine auf drei Stufen beschränkte Granularität für die adäquate Differenzierung von Ländern hinderlich sein kann, insbesondere von solchen Ländern, die in die höchste Kategorie C eingestuft werden. Ende 2019 befanden sich über 40 % der Länder in dieser Kategorie, in erster Linie Entwicklungsländer. 2020 schwoll dieser Anteil aufgrund der weltweiten Covid-19-Pandemie auf beispiellose 95 % an. Diese Situation macht deutlich, dass es beim Eintreten eines großen globalen oder regionalen Schocks (z. B. die weltweite Finanzkrise von 2008 und 2009 oder der Ölpreisverfall in den Jahren 2014 und 2015) keine Möglichkeit gibt, zwischen dem Zustand eines Landes vor und nach dem Schock zu differenzieren. Ein widerstandsfähiges Land, das mit C bewertet ist, dürfte in dieser Kategorie bleiben, wogegen ein mit C bewertetes Land, das schwerer getroffen wurde, nicht in eine schwächere Kategorie herabgestuft werden kann. Aus dieser Tatsache ergab sich die Notwendigkeit, die Gliederung nach dem systemischen Geschäftsrisiko fortzuentwickeln und eine Verfeinerung des Gliederungsprinzips und der Risikoskala vorzunehmen. Während der Übergangsphase veröffentlicht Credendo jedoch weiterhin das „systemische Geschäftsrisiko“ in der Länderübersichtstabelle. Die Änderungen werden innerhalb der verschiedenen Gruppengesellschaften schrittweise eingeführt.
Geschäftsumfeldrisiko mit verfeinerter siebengliedriger Skala
Mit dieser Neueinführung ersetzt Credendo das „systemische Geschäftsrisiko“ offiziell durch das Gliederungsprinzip des „Geschäftsumfeldrisikos“, das sich auf grenzüberschreitende Transaktionen richtet. Dabei handelt es sich um mehr als eine reine Namensänderung: Die neue Risikoskala enthält (ähnlich wie beim politischen Risiko) die sieben Kategorien A bis G, wobei A das niedrigste und G das höchste Risiko darstellt. Diese Weiterentwicklung hin zu einer feiner gegliederten Einstufung ermöglicht eine präzisere Differenzierung der Risiken verschiedener Länder.
Beibehaltung der Struktur, Rekalibrierung der Indikatoren
Die Struktur wird ähnlich bleiben, da auch das Geschäftsumfeldrisiko auf drei Indikatorengruppen beruht: wirtschaftliche und finanzielle Indikatoren (z. B. BIP-Wachstum, Währungsabwertung, Kreditbedingungen), Indikatoren, die die Zahlungserfahrung des Landes im Zusammenhang mit einem Zahlungsausfall des Schuldners widerspiegeln, sowie Indikatoren, die den institutionellen Rahmen abbilden, in dem lokale Unternehmen tätig sind (z. B. Korruption und Qualität des Rechtssystems). Die neue Risikoskala bedeutet jedoch eine Rekalibrierung der Risikoindikatoren in der abschließenden Bewertung. Im Hinblick auf mögliche Bewertungsanpassungen werden die Einstufungen regelmäßig aktualisiert und gegebenenfalls einer umgehenden Prüfung unterzogen, insbesondere beim Auftreten einer globalen Krise wie der Covid-19-Pandemie.