China-Afrika-Beziehungen: China bietet beim China-Afrika-Forum höhere Finanzzusagen für Afrika an

Nach sechs Jahren des Rückgangs nehmen die chinesischen Finanzzusagen für Afrika wieder zu

Am 6. September 2024 endete die jüngste Ausgabe des alle drei Jahre stattfindenden China-Afrika-Forums in Peking. Chinas Präsident Xi Jinping beschloss, in den nächsten drei Jahren 360 Milliarden CNY (50,7 Milliarden USD) an finanzieller Unterstützung bereitzustellen: 210 Milliarden Yuan durch Kreditlinien und mindestens 70 Milliarden Yuan an Investitionen chinesischer Unternehmen, während der Rest auf Militärhilfe und andere Projekte entfällt.

Dieses Versprechen stellt eine deutliche Steigerung gegenüber den Zusagen dar, die auf dem letzten China-Afrika-Forum im Jahr 2021 gemacht wurden, als China 10 Milliarden US-Dollar an Kreditlinien und weitere 10 Milliarden an Investitionen zusagte. Dies könnte ein Zeichen dafür sein, dass China wieder verstärkt Interesse am afrikanischen Kontinent zeigt.

Ein ähnliches Bild ergibt sich aus der Chinese Loans to Africa Database, die von Forschern des Global Development Policy Center der Boston University zusammengestellt wurde. Die Datenbank zeigt, dass der Wert der neuen chinesischen Kredite an den Kontinent 2016 mit 28,8 Milliarden US-Dollar seinen Höhepunkt erreichte und dann von Jahr zu Jahr zurückging, bis er 2022 bei 1 Milliarde US-Dollar lag. Der rückläufige Trend endete jedoch 2023, als die neuen Kredite auf 4,6 Milliarden US-Dollar anstiegen.

Ein neuer Ansatz bei der Kreditvergabe

Chinas Ansatz bei der Kreditvergabe hat sich ebenfalls geändert. Die Höhe der Einzelkredite ist gesunken, da das Land zu einem „Klein aber fein“-Ansatz übergegangen ist, der darauf abzielt, kleinere und gezieltere Projekte zu unterstützen, die vorzugsweise positive Auswirkungen auf die Umwelt haben und so die Nachfrage nach chinesischen grünen Technologien steigern. Einige der im letzten Jahr vergebenen Kredite veranschaulichen diese Verschiebung wie z. B. ein Darlehen in Höhe von 240 Millionen US-Dollar für ein Wasserkraftwerk in Madagaskar und ein Darlehen in Höhe von 50 Millionen US-Dollar für ein Solarkraftwerk in Burkina Faso.

Eine weitere Veränderung, die beobachtet werden konnte, ist eine Abkehr von Ländern mit hohem Risiko wie Äthiopien, der Demokratischen Republik Kongo, dem Südsudan, Sambia und Simbabwe (die alle in der mittel- bis langfristigen politischen Risikobewertung von Credendo in Kategorie 7/7 eingestuft sind). Länder mit besseren Finanzen, wie der Senegal und Côte d’Ivoire, profitieren von dieser Verschiebung.

Ein Kontinent zwischen hohem Finanzierungsbedarf und weitreichender finanzieller Anfälligkeit

Afrikanische Länder haben einen hohen Finanzierungsbedarf – die Afrikanische Entwicklungsbank schätzt, dass jährlich zwischen 130 und 170 Milliarden US-Dollar für die Entwicklung der Infrastruktur benötigt werden. In diesem Zusammenhang ist Chinas Finanzierung willkommen, aber viele Länder auf dem afrikanischen Kontinent stehen bereits vor erheblichen Herausforderungen im Zusammenhang mit der Tragfähigkeit der Verschuldung. Laut der vom IWF und der Weltbank erstellten Schuldentragfähigkeitsanalyse für Länder mit niedrigem Einkommen (LIC DSA) befinden sich von den 38 kategorisierten Ländern mit niedrigem Einkommen südlich der Sahara derzeit sieben in einer Notlage und 16 weisen ein hohes Überschuldungsrisiko auf; es gibt kein Land mit einem geringen Risiko einer Schuldennotlage.

Seit 2020 haben mehrere Länder ihre Staatsschulden nicht mehr bedient, insbesondere Sambia, Ghana, Malawi und Äthiopien. Bislang hat sich der Umstrukturierungsprozess als sehr komplex und langwierig erwiesen, was sich negativ auf die Wirtschaft der Schuldnerländer ausgewirkt hat.
 

Darüber hinaus verdeutlichen die jüngsten Proteste in Kenia – zwischen 2000 und 2023 neben Angola, Äthiopien, Ägypten und Nigeria einer der fünf Hauptempfänger chinesischer Kredite – die Herausforderungen, mit denen Behörden konfrontiert sind, die versuchen, ihre öffentlichen Finanzen in einem fragilen sozialen Kontext zu konsolidieren.

Die jüngsten Erfahrungen mit langwierigen Schuldenumstrukturierungen und harten Haushaltskonsolidierungen zeigen, vor welchen schwierigen Entscheidungen die Behörden auf einem Kontinent stehen, auf dem der Infrastrukturbedarf hoch ist und sich die Schuldentragfähigkeit verschlechtert hat. Um die Verschuldung auf einem tragfähigen Niveau zu halten, ist es wichtig, in Projekte zu investieren, die einen positiven Beitrag zur Wirtschaft leisten und daher in der Lage sind, genügend zukünftige Einnahmen zu generieren.  

Auswirkungen auf die Einstufung des mittel- bis langfristigen politischen Risikos von Credendo

Credendo achtet genau auf die Höhe der Auslandsverschuldung eines Landes, insbesondere im Verhältnis zur Höhe seiner Leistungsbilanzeinnahmen. Tatsächlich ist die Höhe der Verschuldung ein entscheidender Faktor für die Fähigkeit eines Landes, seine Auslandsschulden mittel- bis langfristig zurückzuzahlen. Daher beobachtet Credendo weiterhin aufmerksam jede Entwicklung der Verschuldung sowie die Fähigkeit der Länder, ausreichende Einnahmen zu generieren, um ihre Schulden langfristig zu bedienen.

Analyst: Jonathan Schotte – j.schotte@credendo.com